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Erhaltene Otto-Haesler-Wohnung: Fotoshooting wie in den 20ern

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Die selbstbewusste Frau der 20er-Jahre: Sie wird auf den Fotos des Caldener Fotografen Markus W. Lambrecht von den Models Sarah Dörries (vorn) und Theresa Eckert verkörpert. Foto: Markus W. Lambrecht / Skylightphotos
Die selbstbewusste Frau der 20er-Jahre: Sie wird auf den Fotos des Caldener Fotografen Markus W. Lambrecht von den Models Sarah Dörries (vorn) und Theresa Eckert verkörpert. Foto: Markus W. Lambrecht / Skylightphotos © -

Rothenditmold. Was der Architekt Otto Haesler (1880-1962) zwischen 1929 und 1931 am Kasseler Rothenberg errichten ließ, war nicht weniger als eine architektonische Revolution und für manchen Zeitgenossen auch Provokation.

Der Vertreter des Neuen Bauens erstellte sozialen Wohnungsbau in der damals neuartigen und deutlich günstigeren Stahlskelettbauweise. Bis heute sind 216 Wohnungen erhalten. Eine ist noch original eingerichtet wie 1930 – sie diente jetzt als Kulisse für ein Fotoshooting.

Der Fotograf Markus W. Lambrecht von Skylightphotos und die Stylistin und Produzentin Anke Garba (beide aus Calden) waren auf der Suche nach einem passenden Ort für Fotos im Stil der 20er- und 30er-Jahre. In der GWG-Museumswohnung, die mit dem Mobiliar der Zeit ausgestattet ist, wurden sie fündig. Mit zwei Models machten sie ein Style-Shooting, das den Künstlern und Models zur Eigenwerbung dienen soll.

Nicht nur der Besuch der Museumswohnung ist eine Zeitreise. Auch sonst ist die Haesler-Siedlung weitestgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Sie war im Krieg kaum zerstört worden, wie GWG-Geschäftsführer Peter Ley erzählt. Wegen der Machtergreifung der Nazis seien die ursprünglich von der Casseler Wohnungsfürsorge (heute GWG) geplanten 2500 Wohnungen nie realisiert worden. „Die Nazis wollten kein Stahlskelett, sondern Backstein“, sagt Ley. Haesler war von den Nationalsozialisten angefeindet worden.

Um die Bausünden der Nachkriegszeit zu beseitigen, hat die GWG in den vergangenen Jahren 15 Mio. Euro investiert. Die alten Eichen- und Linoleum-Böden wurden wiederhergestellt, zugemauerte Loggien geöffnet und alte Haustüren rekonstruiert. Der Einsatz lohnt sich: Gab es 2002 noch einen Leerstand von 77 Wohnungen, hat die GWG heute eine Warteliste.

Die Wohnungen bestechen durch eine hohe Funktionalität. So gibt es in der Museumswohnung noch die original Küchenzeile, die auf wenig Platz viel bietet. Sogar ein ausklappbares Bügelbrett. Beim Konzipieren der Wohnungen bedachte Haesler bereits den Sonnenstand (Schlafräume haben Früh-, Wohnräume Nachmittagssonne. Modernisierte Wohnungen kosten 6,50 Euro pro Quadratmeter.

In der Siedlung gibt es bis heute ein Waschhaus und ein Heizhaus, das die Bewohner mit Fernwärme versorgt.

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