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Vom Töpferdorf in alle Welt

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Fingerspitzengefühl ist gefragt: Christof Nienstedt beim Töpfern eines Kruges.
Fingerspitzengefühl ist gefragt: Christof Nienstedt beim Töpfern eines Kruges. © Mennecke

Fredelsloh. Frühstückszeit: Ein Brötchen auf dem Teller und Kaffee in der Tasse sind für viele ein idealer Start in den Tag. Wie diese Utensilien, die uns täglich begegnen, entstehen, konnten Besucher am Wochenende im Töpferdorf Fredelsloh sehen.

Dort hatten viele Töpfereien ihre Türen für Neugierige geöffnet. In der schlesischen Handtöpferei Buchholz bei dem gelernten Töpfermeister Christof Nienstedt konnten die Besucher hautnah dabei sein, wenn ein neues Werk aus Ton entsteht. „Es braucht viel Fingerspitzengefühl, ganz genau kann man das nicht beschreiben“, sagte Nienstedt und macht es vor: Ein vorgeformter Tonkloß wird zentriert auf die Scheibe gesetzt und mit viel Wasser geformt. Wie von Geisterhand entsteht zwischen den Händen des Töpfermeisters ein Krug.

„Mit dem Daumen wird der Ton aufgebrochen. Per Knöchelzug, das ist das Modellieren mit den Fingerknochen, wird der Ton nach oben gezogen“, sagte Nienstedt. In Windeseile ist so der Tonkrug entstanden. Auf die Frage, ob das arbeiten mit dem Ton schwer ist, erwidert der Meister: „Wer im Kunstunterricht gut ist, der bekommt das auch hin“.

Nur wenige Meter weiter die Straße hinunter befindet sich die Bunzlauer Handtöpferei. Hier führt Volker List durch den Betrieb und zeigt den Weg von der Tonanlieferung bis zum verkaufsfertigen Artikel. „Wichtig ist, dass der Ton sauber ist und keine Lufteinschlüsse hat“, sagte List. Acht Tage lang ist der Weg vom Tonkloß bis zum Kaffeetisch. „Am ersten Tag wird die Form gedreht, der Henkel folgt einen Tag später. Dann wird die Grundfarbe aufgetragen und muss vier Tage trocknen. Erst dann kann die Tasse bemalt und glasiert werden“, sagte Volker List.

Glasur aus flüssigem Glas

Feste Sache: Diese Teller, Tasse und Untertasse sind miteinander verschmolzen, berichtete Volker List (rechts).
Feste Sache: Diese Teller, Tasse und Untertasse sind miteinander verschmolzen, berichtete Volker List (rechts). © Mennecke

Die Glasur besteht aus Sand und anderen Stoffen zum Verflüssigen. „Das ist quasi flüssiges Glas“, erklärte List. Die Tasse kommt dann einen Tag später in den Brennofen, wo sie 48 Stunden lang bei über 1000 Grad Celsius gebrannt wird.

In der Bunzlauer Handtöpferei werden über 200 verschiedene Artikel angeboten. „Unsere Frauen sind die Kreativabteilung. Sie entwerfen neue Dekore, wovon wir momentan 80 verschiedene im Sortiment haben“, sagte List. Neu im sonst traditionellen Töpferhandwerk ist der digitale Vertriebsweg: Über den eigenen Internetversand werden die Töpferwaren in alle Welt verschickt. Das Ladengeschäft existiert parallel dazu.

Von Konstantin Mennecke

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